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Rhythmikstunde von Gisela Spiess-Jaenicke 

 

Eine Rhythmikstunde von Gisela Spiess-Jaenicke, Februar 1982 in Berlin, im Rahmen eines Kurses am Institut für Spiel- und Theaterpädagogik Berlin

Beschrieben von S. Drasen.

 

Der Kurs ging von Montag bis Freitag; hier also der erste Tag.

 

Abkürzungen Bewegungserziehung = B; Musikerziehung = M; Kreativitätsschulung = K; Soziales Lernen = SL; (SL im Text aber auch = Seminarleiterin)

- # - Die Seitenzahlen oben im Skript

 

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Montag

1

Die TN sollen durcheinander durch den Raum gehen und sich dabei von ihrem. individuellen Tempo leiten lassen. Sie sollen einander nicht behindern und bemüht sein, den ganzen Raum auszufüllen, Die Bewegungen werden durch Klavierimprovisationen der SL unterstützt., Nach einer Weile erhalten die TN die Anweisung, zu einem gemeinsamen Tempo zu finden. Wiederholung.

 

SL; Wahrnehmungsschulung (Selbst- und Fremdwahrnehmung), Selbständigkeit, Anpassung, Flexibilität,

 

In den ersten Minuten unseres Gehens bildete sich eine Art Gruppen-Strömung in kreisförmiger Bewegung vorwiegend in der Mitte des Raumes heraus; die Anpassungsphase bewirkte eine Verlangsamung unseres Gehtempos. Wir versuchten, uns solche Verhaltensweisen bewußt zu machen, um ihnen entgegenwirken zu können.

 

2

Die SL klatscht leise in die Hände; im entsprechenden Rhythmus sollen die TN durch den Raum gehen und bei Ausbleiben des Klatschens sofort stehenbleiben. Das Ausbleiben des Klatschens geschieht sowohl überraschend als auch nach vorheriger Ankündigung; die entsprechenden Wahrnehmungsunterschiede sollen von den TN wahrgenommen und geäußert werden.

 

B; M; auditive Wahrnehmungsschulung und ihre koordinierte Umsetzung in Bewegung.

 

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Die Bewegung muß sehr kontrolliert und doch gelockert ablaufen, daß man durch plötzliches Stehenbleiben nicht aus dem Gleichgewicht kommt. Das zu erwartende Ausbleiben des Reizes (als Signal zum Stehenbleiben) verursachte ein Spannungsgefühl im Körper (Zwerchfell).

 

 

3

Zu einfachen Improvisationen der SL auf dem Klavier sollen von den TN die Baßtöne mit einem Schritt, Tenor und Sopran hingegen mit rechter bzw. linker Handbewegung dargestellt werden.

M ; metrisch-rhythmisch gebundene Koordination der Gliedmaßen; auditive Wahrnehmungsdifferenzierung; Isolation motorischer Vorgänge; Konzentration.

 

4

a) Die TN bilden Dreiergruppen. Jeder der TN soll die Hände leicht aneinanderlegen, die Fingerspitzen sanft aneinander reiben, die Handflächen dann langsam parallel voneinander entfernen und wieder annähern. In gleicher Weise soll Kontakt mit dem Boden aufgenommen werden und schließlich in einen Kontakt der TN untereinander über die Hände übergehen.

b )Zu dreistimmigen Klavierimprovisationen der SL sollen die TN in ihren Gruppen jeweils Baß, Tenor und Sopran durch Schritte darstellen, ohne daß trotz möglicher räumlicher Distanz ihr Kontakt verloren geht.

M; metrisch-rhythmisch gebundene Darstellung der Dreistimmigkeit; Gehörbildung. Schulung des Körperbewußtseins und der interpersonellen Wahrnehmung.

 

-8-

 

Die Sensibilisierung der Hände diente der Vorbereitung eines Kontaktes der Partner und war als eine Art "magnetischen Wärmegefühls" wahrnehmbar.

 

5

Die TN sollen Klavierimprovisationen der SL in freier Gestaltung umsetzen.

 

 

K; Intensivierung der Körperwahrnehmung; Entspannung.

 

6

Wie oben beschrieben erfolgt einzeln eine Sensibilisierung der Hände, mit denen die TN dann (mit oder ohne Berührung) einen Teil ihres Körpers (z.B. das Knie) umfassen sollen und die entsprechenden Auswirkungen bewußt wahrnehmen sollen. Dann soll die Übung zusammen mit einem Partner auch unter Einbeziehen der Arme und schließlich des ganzen Körpers in die Bewegung ausgeführt werden.

 

SL; Schulung des Körperbewußtseins; (interpersonelle) Wahrnehmungsintensivierung; Konzentration. . PN

 

Die von den Händen umfassten Körperteile wurden als "warm durchströmt" empfunden. Im Verlauf der Übung ergaben sich spontane Bildung auch größerer Gruppen oder Partnerwechsel.

 

7

Die TN sollen mit ihrem Atem kurze, harte Laute (wie "pa","ka","ta") ausstoßen und mit einer entsprechenden Bewegung begleiten.

 

30 minütige Pause

 

- 9 -

 

Das Seminar wird mit Übungen aus der Eutonie fortgesetzt.

 

8

Die TN sitzen aufrecht mit ihren Sitzhöckern auf den Fersen -in der Vorstellung, an einem Faden aufgehängt zu sein, der vom höchsten Punkt

 

ihres Kopfes durch ihren Körper hindurch bis in den Boden hineingeht. Sie sollen sich mit gerader Wirbelsäule vorbeugen, bis die Stirn den Boden berührt, sich in dieser Stellung entspannen, eine Weile so verharren und dann durch langsames Aufrichten wieder in die Ausgangsstellung zurückkehren. Bei der Ausführung der Bewegung sollen sich die TN mögliche Schmerzpunkte bewußt machen.

B; Schulung des Körperbewußtseins und der kinästhetischen Wahrnehmung; Spannungsregulierung.

 

9

Die TN setzen sich zwischen ihre beiden Füße und beugen -wie oben beschrieben- ihren Oberkörper aus dem Hüftgelenk heraus nach vorne.

 

siehe oben

 

Diese Übung soll für männliche TN schmerzhafter sein als für weibliche.

 

10

Die TN nehmen eine "Vierfüßler"-Haltung ein

 

und führen das rechte über das linke Bein (und umgekehrt), sodaß sich zwischen den Unterschenkeln ein Dreieck bildet, in das sich die TN setzen sollen.

 

-10-

 

B; siehe oben.

 

11

Die TN liegen auf dem Rücken, strecken die Arme seitlich aus, heben die Unterarme in die Senkrechte und lassen sie locker fallen. Durch willkürliche Lösung der Spannungen in den Schultern sollen die Handgelenke durch ihr Eigengewicht auf den Boden gesenkt werden.

B; s.o., konzentrative Spannungsreguliierung.

 

12

Die TN nehmen eine stabile Seitenlage ein;

das untere Bein ist gestreckt, während das obere so weit angezogen ist, daß sein Fuß das Knie des unteren Beins berührt. Ohne die Lage der Beine zu verändern soll sich der Oberkörper in die Rückenlage umwenden, sodaß die Schultern auf dem Boden liegen. In dieser Stellung sollen die TN 2-3 Minuten verharren und dabei versuchen, mögliche entstehende Schmerzen "auszuatmen". Dann sollen sie wieder in ihre entspannte Ausgangslage zurückkehren und mit der anderen Körperhälfte ebenso verfahren.

 

 

 

B; Dehnung

 

In der Zwischenphase der Entspannung wurde das Bein der gedehnten Körperhälfte als unverhältnismäßig schwer empfunden.

 

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13

Die TN sollen versuchen, jeweils einen Partner, der auf dem Rücken liegt, an imaginären Fäden durch die einzelnen Phasen des Aufstehens hindurch zum aufrechten Stehen zu bringen. Die "Anknüpfungspunkte" sollen durch Antippen mit dem Finger deutlich gemacht werden.

 

B; Haltungsbeobachtung", Gleichgewicht/Balance.

 

Es war notwendig, die Haltung des Partners empathisch nachzuempfinden, sich die Schwerpunkte des menschlichen Körpers bewußt zu machen.

 

14

Die TN führen jeweils einen Partner an einem "imaginären "Faden", der dem solar plexus entspringen sollte, durch den Raum - zeitweilig unterbrochen durch Anhalten und Weitergehen, Aufrichten und Beugen etc. Die führende Hand und der zu führende Körper sollen dabei einen gleichbleibenden Abstand von etwa 40 cm haben.

 

B; Interpersonelle) Wahrnehmungsschulung; Konzentration; Reaktion.

 

15

Die TN stellen sich an der Schmalseite des Raumes auf in der Vorstellung, von "Fäden" aus der gegen überliegenden Wand herangezogen zu werden. Sie sollen diesem Zug nachgeben, dann aber zurückweichend an den "Fäden" ziehen und in ständiger Wiederholung vor- und zurückschwappen

Diese Wellenbewegung sollen sie mit entsprechenden Lautäußerungen begleiten, allmählich eine "Sturmböe" entwickeln, die sich langsam wieder beruhigt und bei Begleitung durch Klavierimprovisationen der SL in thematisch an. 

 

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Meeresbewohner (Algen, Fische, Quallen, Krebse, Seepferde, Wasserpflanzen etc.) gebundene Gestaltung übergehen soll. Zuletzt soll wieder zu einer gemeinsamen Wellenbewegung und einem harmonischen Ausklang gefunden werden.

 

K; Imagination, Assoziation; Gruppenerziehung in bezug auf Kooperation in gemeinsamer Gestaltung eines Bildes.

 

 

Montag Ende

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